Emotionales Investment und Komik

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Basis für Langformimprovisation ist die „grounded scene“ – die emotional ehrliche 2-Personen Szene.
Warum ist sie so wichtig für die Langform?
Nur wenn wir emotional in unsere Charaktere investieren hat das, was im Rahmen unserer Show mit
ihnen geschieht, für die Zuschauer eine Bedeutung. Alles, was ein Charakter erlebt, in den wir emotional investiert haben ist für uns spannender, tragischer oder lustiger.
In narrativer Erzählstruktur hilft uns das emotionale Investment, um einen Helden zu kreieren.
In Formaten wie Harold oder ähnlichen non-narrativen Erzählstrukturen hilft das emotionale Investment die Charaktere auch ohne Plot interessant und wichtig zu halten.

Quick-Tipps für „grounded Scenes“:
– Die Szenen sollten nicht mehr als 2 Personen beinhalten (es sei denn eine dritte, die kurz für eine Reaktion sorgt)
– Die Beziehung ist emotional, nicht formell (Beste Freunde vs. Arzt-Patient)
– Wir sehen 2 Menschen, die sich nicht egal sind und die – emotional ehrlich  auf die Aussagen ihres gegenüber reagieren

Die Filme aus der Challange:
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Guardians of the Galaxy

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1 thought on “Emotionales Investment und Komik”

  1. Mario sagt:

    Hallo Jens,

    danke! Super gewähltes Thema, im Impro ein Dauerbrenner. Und, glücklicherweise, für mich, aufbauend auf dem verbreitetsten Missverständnis, das ich in der Impro-Welt so grassieren sehe.

    Emotionen. Ja, Emotionen sind zentral, sie sind die eigentliche Dynamik der Szene und Andockpunkt für’s Publikum.

    ABER.

    Emotionen sind ein Symptom, ein Effekt, der aus gutem Schauspiel resultiert, nicht die Ursache und auch nicht der Mechanismus. Fast jeden Tag sehe ich Impros, die Szenen mit Emotionen starten und damit die Szene zum Tode verurteilen. Ja, die Emotionen verbinden die Spielenden mit dem Publikum, aber die Emotionen sind, metaphorisch gesprochen, die Töne und die Melodie, die ein Instrument abgibt. Sie sind nicht das Instrument und auch nicht der Spieler des Instruments. Aus dieser Metapher heraus möchte ich gerne mehrere Dinge ansprechen, die in diesem Podcast aus meiner Sicht an der Sache voebei gehen.

    1. Der „Trick“, ehrlich zu reagieren auf der Bühne. Ein guter Hinweis, der aber folgende Probleme mit sich bringt: A) ist es eine Überwindung, weil der Spielende sich selbst als Material zur Verfügung stellt und dem Publikum aussetzt. B) werden Spielende deshalb vielleicht eher mit ihren Bewertungsmechanismen oder aus dem Ego heraus agieren und sich damit um das bringen, was Du hier meinst. C) hat es das Handicap, dass man mit dieser Methode nur die Melodien austauscht, nicht aber das Instrument. Das Publikum liebt Abwechslung und will auf der Bühne Hunderte verschiedener Charaktere sehen, nicht immer bloß Jens und Mario, wie sie authentisch aufeinander reagieren.
    2. Szenen, in denen die Spielenden mit Emotionen einsteigen, sind quasi immer zum Scheitern verurteilt. Warum? Für eine dynamische Szene müssen sich die Emotionen der Spielenden immer wieder ändern. Wenn der Spielende sich an einer Emotion festhält, hat er zwei Optionen: a) er/sie verändert die Emotion, dann ist die Figur weg oder b) er/sie verändert die Emotion nicht, dann ist die Szene statisch, wenn die anderen Spieler das auch machen.
    Es gibt eine Übung, wo man in 60 Sekunden in 10 verschiedene Charaktere springen soll. Spielende, die Emotion und Charakter verwechseln, sind nach etwa fünf Durchgängen am Ende und wissen nicht mehr, was sie noch bringen sollen. (Ist also ein genialer Selbsttest für Impros).
    Substanz hat nur das Instrument; wenn man eine Melodie ohne Instrument ändert, ist die ursprüngliche einfach weg – oder sie bleibt immer gleich, was langweilig ist. Wir wollen aber sehen, wie ein Cello und ein Saxophon ihre Melodien ändern, wenn sie verschiedensten anderen Melodien ausgesetzt sind. Echte Charaktere haben Substanz und das RESULTAT sind verschiedene Emotionen. An den Emotionen sehen, wir nur, OB da wirklich Substanz ist. Und DANN kann es tragisch/lustig/bewegend werden.
    3. Die persönlichen Beziehungen versus Dienstbeziehungen. Das ist auch so ein ganz klassisches Missverständnis. Grundsätzlich sage ich JA, Anfänger, spielt persönliche Beziehungen, das macht es viel, viel einfacher und erhöht die Chance auf eine bewegende Szene mit Tiefgang dramatisch. ABER. Die Dauer der Beziehung ist nicht der Grund dafür, sondern es ist nur die (berechtigte) Hoffnung, dass die Charaktere eine MEINUNG übereinander haben, höher. Denn die treibt die Handlung, also, die Emotioen, voran, weil sie die Spielenden orientiert, wie sie das emotional bewerten müssen, was der andere tut oder sagt. Die Dauer oder die theoretische Enge der Beziehung ist aber nicht das Relevante, sondern die tatsächlich gelebte Meinung über die andere Person. Wenn man DAS weiß, kann man auch eine Bäckerei-Szene (mein Lieblingsbeispiel für eine rein dienstliche Beziehung) spielen, die total interessant oder zum Quietschen komisch ist. Umgekehrt kann, wenn man den Meinungs-Teil umschifft, auch eine Mutter-Tochter-Beziehung langweilig werden.

    Darum mein Plädoyer: Ja, Emotionen (und Status) sind die Dynamik einer Szene. Aber sie sind Resultat und Symptom einer Beziehung, die auf Meinungen basiert, die wiederum auf den Charakteren basieren, welche wiederum im Körper der Spielenden verankert/codiert sind (was eine erlernbare Technik ist).

    Danke für die Inspiration!

    Mögen die Beschimpfungen beginnen! 🙂

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